Nachdem meine Englischlehrerin mich auf die Möglichkeit eines mehrwöchigen Auslandspraktikums mit der Organisation Principia, die dies seit Jahren für Schulen organisiert, hingewiesen hatte, ich ein polizeiliches Prüfungszeugnis beantragt hatte und ich mehrmals mit mehr oder weniger Erfolg telefonisch und per E-Mail mit dem Leiter, Mr. Peter Corbishley, in Kontakt getreten war, ging es für mich vom 23. Juni bis zum 14. Juli 2018 nach England. Genauer gesagt, in die Grafschaft Worcestershire, in die wunderschöne englische Stadt namens Worcester, welche circa 39 km von Birmingham entfernt liegt.

Meine Reise begann früh morgens, als ich den Direktflug von Frankfurt nach Birmingham nahm (Hin und Rückflug ca. 230 €). Dort erwartete mich in den Arrivals schon Mr. Corbishley, der mich direkt zu meiner Gastfamilie brachte. Bei der Fahrt erzählte er mir bereits vieles über die Stadt Worcester, die Organisation und sich selbst. Meine Gastfamilie, die Familie Bond, nahm mich direkt wie ein Familienmitglied auf, was mich sehr freute und auch erleichterte, da ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht hatte. Wird die Familie nett sein? Werde ich die Sprachbarriere überwinden können? Was passiert, wenn mir das Praktikum kein Spaß macht? Glücklicherweise bewahrheitete sich keine meiner Befürchtungen und Ängste.

Am darauffolgenden Tag traf ich mich mit Mr. Corbishley und einer weiteren Gruppe von Berufsschülern aus Kleve, die auch ein dreiwöchiges Auslandspraktikum machten, in der Innenstadt. Nach einer kurzen Stadtrundführung bei der uns unter anderem die Kathedrale mit Krypta aus dem 10. Jahrhundert sowie die High Street, also die Haupteinkaufsstraße mit vielen Geschäften wie Marks &Spencer und WHSmith gezeigt wurde, klärten wir zusammen, wie wir zu unseren Praktikumsstellen gelangen konnten und wann wir da sein sollten.

Am nächsten Tag betrat ich dann zum ersten Mal in meinem Leben eine britische primary school, in der ich mein dreiwöchiges Praktikum machte. Sofort fielen mir Unterschiede zur deutschen Grundschule auf. So musste ich zum Beispiel am ersten Tag im Sekretariat einen digitalen Ausweis mit Bild und Zeitraum meines Praktikums erstellen, um auf das Schulgelände zu kommen. Diesen musste ich von da ab jeden Morgen bei Schulbeginn um 8:30 und jeden Nachmittag bei Schulende um 16:00 abscannen.

Zum einen bemerkte ich diesen Unterschied bezüglich der Sicherheit, aber auch Unterschiede im Personalbereich. So gab es nicht nur eine Klassenlehrerin für eine Klasse von 30 Kindern, sondern auch einen sogenannten teaching assistant, der zusätzlich half. Ich wurde einer ersten Klasse zugeordnet, die mich direkt sehr freundlich und herzlich aufnahm. Ich erklärte in der ersten Stunde den Kindern, wo ich herkam und was ich in den nächsten Wochen bei ihnen machen würde. Viel zu schnell gingen dann die drei Wochen vorbei, in denen ich von montags bis freitags in der Schule half und dort die Kinder bei Übungen unterstützte, mit ihnen Aufgaben durchführte oder gemeinsam mit ihnen das Lesen übte, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

An den Abenden nach der Schule ging ich entweder nach Hause und verbrachte den Abend mit meiner Gastfamilie, wo wir zusammen kochten, Filme schauten oder ganz einfach über alles Mögliche redeten oder ich traf mich mit der Gruppe aus Kleve in der Stadt, um einfach im Freien zu entspannen oder in einen urigen Pub zu gehen. Auch an den Wochenenden kam keine Langeweile auf, da ich London, Birmingham, Bristol und sogar Oxford kennenlernen durfte. Viele neue Eindrücke, die nach den drei Wochen erst einmal verarbeitet werden mussten.

Rückblickend kann ich dieses Auslandspraktikum nur jedem empfehlen, da ich so viel Neues und mir noch Unbekanntes kennengelernt habe. Das dreiwöchige Praktikum mit Ausflügen und Unterkunft bei einer Gastfamilie hat zusammen 1040 £, also umgerechnet etwa 1100 € gekostet. Der Aufenthalt kann auch für ein Certilingua-Zertifikat genutzt werden, welche man am Hilda-Gymnasium erwerben kann. Voraussetzungen sind: bilingualer Unterricht in einem Sachfach in der Oberstufe, gute – sehr gute Noten, eine Art Facharbeit mit interkultureller Fragestellung sowie eine Kontaktbegegnung im englischsprachigen Ausland. Ich fühlte mich in diesen drei Wochen, so seltsam es auch klingen mag, teilweise ein kleines Stückchen britisch, was ein ganz neues Gefühl für mich war. Ich denke, es ist ganz natürlich anfangs Zweifel zu haben, ob man Glück mit der Gastfamilie haben wird oder ob das Sprachniveau, das man hat, gut genug sein wird. Mir erging es nicht anders. Jedoch muss man, meiner Meinung nach, manchmal aufhören alles bis ins kleinste Detail zu durchdenken,  aufhören Probleme zu schaffen, wo keine sind und einfach ein Risiko eingehen, es also einfach versuchen. Auch, wenn man schlechte Erfahrungen machen sollte, kann man aus diesen nur für die Zukunft lernen.

Carmen Hahn

 

Oxford, Radcliffe Camera

Praktikumsstelle: Northwick Manor Primary School

Gheluvelt Park in der Nähe des Hauses meiner Gastfamilie

Kathedrale, hinterer Eingang

Kathedrale von innen

Foregate Street, Bahnhof

Guildhall, Rathaus

Haus meiner Gastfamilie

Haus mit typisch englischer Architektur in der Innenstadt von Worcester